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in Hamburg und Umgebung

Filmprojektion: Mendel Schainfelds zweite Reise nach Deutschland

Zeit & Ort

26.04.25
17:00 – 18:00
Schule am Bullenhuser Damm
Bullenhuser Damm 92, 20539 Hamburg
Hamburg

Infos

Vergangenheit spiegeln – Zukunft projizieren: Salon und Filmraum in der Schule am Bullenhuser Damm zur Woche des Gedenkens Hamburg-Mitte

Mendel Schainfelds zweite Reise nach Deutschland

Filmprojektion: Mendel Schainfelds zweite Reise nach Deutschland

Der Filmemacher Hans-Dieter Grabe fährt Zug mit dem Holocaust-Überlebenden Mendel Schainfeld von Oslo nach München, weil dieser dort zu einer ärztlichen Untersuchung muss, in der Hoffnung, bescheinigt zu kriegen, dass seine Belastungen groß genug sind, um eine höhere Rente zu erhalten – als Ausgleich für die Arbeit, die er wegen der unbewältigten KZ-Zeit unfähig zu leisten ist. Der dreiviertelstündige Film ist ein einzigartiges Dokument: ein poröser Körper, ganz Stimme, in dem eine Schuld mit sich ringt, die doch die Leute empfinden müssten, die in der sonnenbeschienenen Landschaft hinter dem Fenster des Zugabteils leben; dass er sich fast entschuldigt dafür, nicht das Deutschland erlebt zu haben, von dem sein Vater ihm vorgeschwärmt hat; dass er leidet am Umstand, einem Toten im KZ das Brot genommen zu haben oder an der Tatsache, für die Sowjets nach Kriegsende nur ungenau übersetzt haben zu können (der Unterschied zwischen «Kriminal-» und «Geheimpolizei»), trotz all der Geschichten, mit denen sich Deutsche nach 1945 auf ‹Mitläufer› geschminkt haben, und der Bereitschaft der Siegermacht, Schuldige zu identifizieren. Selbst dafür, keinen Hass zu empfinden auf seine Peiniger, entschuldigt sich Schainfeld noch, auch wenn ihm das vielleicht ein Wohlgefühl verschaffen könnte: «Aber ich schaffe es leider nicht.»

von Hans-Dieter Grabe
Deutschland 1972 / 43 min / OF deutsch

Filmgespräch mit Janne Grashoff.

Eine Kooperation des Hallo: Verein zur Förderung raumöffnender Kultur e.V. mit der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm e.V. und der Initiative Dessauer Ufer. Mit Unterstützung der dokumentarfilmwoche hamburg und der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte.

Im Rahmen einer Förderung der Hallo: Festspiele 2025 durch die Elbkulturfonds, die BKM und Hamburgische Kulturstiftung.

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